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Department of Social Sciences

Call for Papers: "Doing Law in familialen und verwandtschaftlichen Kontexten"

Abstrahiertes Bücherregal © Maya Halatcheva-Trapp, Benjamin Neumann
Für den geplanten Sammelband „Doing Law in familialen und verwandtschaftlichen Kontexten. Zum Verhältnis von Recht und Sorge im Alltag“, der in der transcript Reihe „Care – Forschung und Praxis“ erscheinen wird, können ab sofort Abstracts eingereicht werden

Der Sammelband widmet sich dem dynamischen Verhältnis von Familie, Verwandtschaft und Recht. Dieses Verhältnis wird alltagspraktisch u. a. als Care ausgehandelt, so unsere These, und ist in gesellschaftliche Transformationsprozesse eingebunden, die je nach räumlich-zeitlichen, institutionellen und situativen Kontexten unterschiedliche Ausdrucksformen und Wirkungen entfalten können. Als ein Instrument staatlicher Regulierung verfügt das Recht über die Ressourcen, legitimes Wissen über Familie, Verwandtschaft und Geschlecht sowie Politiken der Anerkennung und des Ausschlusses durchzusetzen, die sich unmittelbar auf den Care-Alltag auswirken. Das Verhältnis von rechtlichen Normen einerseits und ihrer Umsetzung und Auslegung in der gelebten Alltagspraxis andererseits ist alles andere als reibungslos (Bourdieu 1987). Vielmehr können wir von einem Spannungsverhältnis ausgehen, in dem geschlechterhierarchische und klassistische Aktivierungslogiken gesetzlicher Regelungen mit subjektiv wahrgenommenen Rechtsansprüchen und sozioemotionalen Praktiken des Alltags zusammenstoßen. Ob Adoptionsfragen, Ehevertrags- und Erbrechtsabwicklungen, Scheidungs- und Sorgestreitigkeiten oder Unterhaltskonflikte – dass familiale und verwandtschaftliche Verhältnisse entlang des Rechts ausgehandelt und konstituiert werden, ist keine neue Erkenntnis. Offen ist jedoch die Frage nach der Handlungsmacht, Gestaltbarkeit und Widerständigkeit der Akteur*innen im alltäglichen Umgang mit Recht im Kontext von Care: Auf welche Praktiken emanzipativer Aneignung oder Ablehnung greifen Akteur*innen innerhalb und außerhalb familialer und verwandtschaftlicher Beziehungen zurück, um (ihre) Lebensformen und Lebensentwürfe zu behaupten, zu legitimieren und womöglich auch zu normalisieren? Und was bedeuten doing care, doing family (Jurczyk et al. 2014), doing kinship und doing law, wenn wir sie aus ihrer wechselseitigen Bezogenheit heraus analysieren?

Wir suchen Beiträge, die das komplexe Verhältnis von Care und Recht diskutieren und nach den Wechselwirkungen von Recht und der konkreten Praxis der (mitunter verweigerten und nicht stattfindenden) Sorge in familialen und verwandtschaftlichen Alltagsbeziehungen fragen. Wir freuen uns sowohl auf empirische als auch konzeptuelle Beiträge, die sich im Spannungsverhältnis der Thematik verorten.

Der Sammelband wird in der Reihe „Care – Forschung und Praxis“ bei transcript erscheinen.

Zeitplan

Beitragsvorschläge im Umfang von max. 300 Wörtern zuzüglich einer biographischen Kurznotiz von bis zu 100 Wörtern richten Sie bitte bis zum 30.09.2023 an die Herausgebenden:

Felix Gaillinger M.A., felix.gaillingerunivie.acat
Dr. Julia Böcker, julia.boeckerleuphanade
Manuel Bolz M.A., manuel.bolzuni-hamburgde
Dr. Maya Halatcheva-Trapp, maya.halatcheva-trapptu-dortmundde
Dr. Lisa Yashodhara Haller, L.Hallerem.uni-frankfurtde

  • Sie erhalten Rückmeldung zu den Beitragsvorschlägen bis 15.10.2023.
  • Einreichung der Manuskripte bis 31.03.2024
  • Rückmeldung zur ersten Version und ggf. Revisionen bis 30.05.2024
  • Einreichung der finalen Manuskripte bis 31.07.2024

Literatur
Bourdieu, Pierre (1987): The Force of Law. Toward a Sociology of the Juridical Field. In: Hastings Law Journal 38, S. 814-853.
Jurczyk, Karin/Lange, Andrea/Thiessen, Barbara (Hrsg.) (2014): Doing Family. Warum Familienleben heute nicht mehr selbstverständlich ist. Weinheim/Basel: Beltz Juventa.